Kunst im Neubau des kbo-Inn-Salzach-Klinikums
Sonnenblumengestrüpp – Ein Linolschnitt von Iris Schaarschmidt
Seit kurzem werden Patienten, Mitarbeitende und Besucher des kbo-Inn-Salzach-Klinikums im Eingangsbereich des hellen Neubaus von einem großen Kunstwerk begrüßt. Ein großer Linolschnitt mit den Maßen von 2 x 2,7 Meter geleitet sie an der Cafeteria vorbei zu den Stationen. Das beeindruckende Werk mit dem Titel „Sonnenblumengestrüpp“ stammt von der Straubinger Künstlerin Iris Schaarschmidt und entstand in den Jahren 2020/2021.
Im Mai wurde das Kunstwerk bei einer offiziellen Übergabe durch Iris Schaarschmidt, Katrin Meindl (Vorsitzende des Arbeitskreises 68 – Künstlergemeinschaft Wasserburg am Inn e.V.) und dem Vorstand der Sparkasse Wasserburg am Inn, Mischa Schubert, mit Einblicken in die Genese und Bedeutung an die Klinikleitung übergeben. Sie alle haben das Kunstprojekt unterstützt. Geschäftsführer Dr. Karsten Jens Adamski und der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Peter Zwanzger sprachen ihren großen Dank aus und freuten sich sehr über den „Klinikzuwachs“, in dem es bei jeder Betrachtung wieder Neues zu entdecken gibt. Wer das Sonnenblumengestrüpp genauer betrachten will, findet es gleich neben der Cafeteria, Gabersee 1 im Erdgeschoss.
„Sonnenblumengestrüpp“ – Vom Dachboden über den AK 68 ins kbo-Inn-Salzach-Klinikum
Ein Dachbodenfund, eine große Rolle Linoleumboden, diente als Basis für den Linolschnitt. Iris Schaarschmidt, seit jeher aufgrund des Formenreichtums von verwelkten Sonnenblumen fasziniert, malte die Sonnenblumen auf genau diesem Boden auf. Auf einem selbst gebauten Tisch schnitzte sie über mehrere Wochen die Linien und Flächen ein und nochmals nach, um jeder Form ihre Spannung zu geben. Die stehengelassenen Flächen bildeten nun das Motiv, das Sonnenblumengestrüpp.
Das Linoleum wurde auf Holz geklebt und die herausstehenden Stellen mit Farbe eingewalzt. Die Größe des Kunstwerks machte nun wieder das Arbeiten auf den Boden nötig, und spezielle Trocknungsverzögerer kamen zur Anwendung, damit auch alle Stellen beim Drucken noch feucht waren. Vier Personen halfen zusammen, um das Papier plan aufzulegen. Damit die Farbe vom Linoleum anschließend auf das Papier gelangen konnte, rieben fünf Personen mit viel Druck über das Papier – je nach Druckstärke der Helfer gelangte so eine unterschiedliche Lebendigkeit ins Bild.
Für die große Kunstausstellung des AK 68 in Wasserburg am Inn im Jahr 2022 brachte Schaarschmidt den Druck in einem irreversibel zusammengeleimten Glasrahmen ein. Nur in einem Pferdeanhänger konnte sie das große Bild transportieren, doch aufgrund der Maße und der niedrigen Tür im Ganserhaus in Wasserburg zog es vorübergehend im Nachbarbüro eines Kunstvereinsmitglieds ein. „Mich hat der Humor und das Engagement der Wasserburger sehr begeistert. Dadurch, und auch durch das Engagement von Frau Meindl, hat der Druck nun auch einen richtigen tollen Platz im kbo-Inn-Salzach-Klinikum gefunden“, so Iris Schaarschmidt.
Ein Stück sichtbare Welt – und das, was man nicht sieht
„Ich male immer wieder Sonnenblumen im Verfall, jahrelang auch in Öl. Ich erforsche ihre sichtbare Erscheinung in verschiedenen Bildlösungen, die sich immer weiterentwickeln. Die Formen lösen sich immer mehr auf, die Farben gewinnen (in der Malerei) Autonomie. Der Linolschnitt erforscht dagegen die Formen, Flächen und Linien. Er zeigt einerseits ein Stück sichtbare Welt: Sonnenblumen im Verfall, sich überschneidend, durch die vertrockneten, bizarren Formen ein Gewirr bildend, das unübersichtlich erscheint und dadurch Vielfältigkeit entwickelt, unterschiedliche Entdeckungen ermöglicht. Und genau dadurch beinhaltet er auch das Gegenstück: unbewusste, innere, undurchdringliche Welt, nicht mit einem Blick erfassbar. Durch die Kombination und Vielzahl unterschiedlicher Formen entsteht Neues, Anderes, Abstraktion, Überraschung, unterschiedliche Stimmungen und vieles mehr und jeden Tag anders“, deutet die Künstlerin ihr Werk.
„Wir sind sehr glücklich über dieses Gemälde und, dass der AK 68 und die Sparkasse Wasserburg am Inn bei der Auswahl für den endgültigen Platz des Werks an das kbo-Inn-Salzach-Klinikum gedacht haben. Wie die verfallenden Sonnenblumen von Iris Schaarschmidt sind auch wir alle komplex, können Dinge im Unterbewusstsein nicht immer greifen. Das passt sehr gut in unserem Klinikkontext. Kunst muss leben, und ganz besonders in öffentlichen Gebäuden wie dem unseren“, so Dr. Karsten Jens Adamski.
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