Internationale Expertinnen und Experten diskutieren neueste Entwicklungen auf dem Gebiet der Elektrokonvulsionstherapie beim 33. EKT-Workshop in Wasserburg am Inn
Der 33. EKT-Workshop, geleitet von Prof. Dr. Michael Grözinger und mit Prof. Dr. Peter Zwanzger und Dr. Niels-Christian Köstner als Gastgeber, fand Mitte April im kbo-Inn-Salzach-Klinikum in Wasserburg am Inn statt. Die Veranstaltung versammelte internationale Expertinnen und Experten, um über aktuelle Fortschritte und Herausforderungen in der Elektrokonvulsionstherapie (EKT) zu diskutieren. Mit renommierten Referentinnen und Referenten, wie unter anderem Prof. Charlie Kellner aus den USA, einem der größten Vorreiter der EKT, bot der Workshop Einblicke in die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen auf diesem Gebiet der Psychiatrie.
Depressive Erkrankungen gehören zu den häufigsten seelischen Störungen, und obwohl sie gut behandelbar sind, sprechen einige Betroffene nicht ausreichend auf herkömmliche Therapien an. Diese als therapieresistent geltenden Fälle stellen eine besondere Herausforderung in der Behandlung dar. Einige dieser Patientinnen und Patienten können von Neurostimulationsverfahren profitieren, wobei die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) gemäß allen Leitlinien als die Methode der Wahl gilt.
Viele Betroffene, die zuvor nicht auf die Therapie angesprochen haben, zeigen bereits innerhalb weniger Wochen eine Verbesserung unter EKT. Es handelt sich um das effektivste antidepressiv wirksame Verfahren, das aktuell in der Medizin zur Verfügung steht. Selbst bei therapieresistenten Depressionen liegt die Ansprechrate unter EKT bei 60 bis 80 Prozent. Die Wirkung wird durch einen, unter ärztlicher Aufsicht, ausgelösten generalisierten Krampfanfall in Vollnarkose und Muskelrelaxation erreicht, welcher durch einen kurzen Stromimpuls ausgelöst wird. Die Hauptindikatoren für EKT umfassen schwere depressive Erkrankungen wie die wahnhafte Depression, schwere Depressionen mit ausgeprägter akuter Suizidalität und therapieresistente Depressionen.
Trotz ihrer überzeugenden Wirkung ist die EKT in Deutschland immer noch mit einem gewissen Stigma behaftet. Die Vorurteile stammen aus einer Zeit, in der weder die technischen Möglichkeiten, noch die Möglichkeiten der modernen Anästhesie und Intensivmedizin auf dem heutigen Stand waren. Angesichts des großen Leids und der hohen Belastung, die therapieresistente Verläufe depressiver Erkrankungen für die Patientinnen und Patienten und ihre Familien bedeuten, bietet die Anwendung der EKT eine bedeutende Chance bei vergleichsweise guter Verträglichkeit.
Vor diesem Hintergrund bietet der EKT-Workshop als renommierte Veranstaltung eine regelmäßige Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen auf dem Gebiet der Elektrokonvulsionstherapie. Die Teilnehmenden haben dabei die Möglichkeit von verschiedenen Referentinnen und Referenten Vorträge und Fachbeiträge zu diesem Thema zu hören und sich über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet zu informieren. Der Workshop findet inzwischen zweimal jährlich an verschiedenen medizinischen Einrichtungen und Universitäten statt, vergangenes Jahr beispielsweise im Sächsischen Krankenhaus Rodewisch und im Evangelischen Krankenhaus Bethanien.
Am Freitag und Samstag, dem 12. und 13. April 2024, fand am kbo-Inn-Salzach-Klinikum in Wasserburg am Inn mit großem Erfolg der bereits 33. EKT-Workshop statt. Gastgeber war Prof. Dr. Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor am kbo-Inn-Salzach-Klinikum, die Leitung des Workshops hatte Prof. Dr. Michael Grözinger inne.
Prof. Dr. Michael Grözinger ist nicht nur ein international renommierter Experte auf dem Gebiet der Elektrokonvulsionstherapie, sondern auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), bei der er eine wichtige Rolle bei der Förderung von Fortschritt und Innovation in der Psychiatrie spielt und maßgeblich zur Weiterentwicklung und Verbreitung dieser Therapiemethode beigetragen hat.
Prof. Dr. Peter Zwanzger beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren unter anderem mit den Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten, bei denen herkömmliche Therapieverfahren nicht ansprechen. Im Zentrum für Neurostimulation am kbo-Inn-Salzach-Klinikum wurde das EKT-Verfahren bereits vor 9 Jahren unter der Leitung von Dr. Niels-Christian Köstner als ein weiterer wissenschaftlich fundierter, wichtiger Bestandteil des Behandlungsangebots etabliert. Das Klinikum folgt damit internationalen Trends, indem neurobiologisch orientierte, moderne Behandlungsmethoden eingeführt werden, die individuell auf die Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten sind.
Neben Niels-Christian Köstner und Alexander Brunnauer (Wasserburg am Inn), Alessandra Minelli (Brescia, Italien), Nikoleta Mollova-Henke (Winnenden), Jörg Brand (Rickling), Christiane Först (Bad Zwischenahn), Christiane Licht (Aachen), Steffen Weirich (Rostock), Laura Rudtke und Julian Schwarz (Erlangen), Titus Jacob (Werneck), Thomas Nickl-Jockschat (Magdeburg), Mikhail Zvyagintsev (Aachen) und Katrin Sakreida (Aachen) war auch Charlie Kellner (Sullivan's Island, South Carolina) unter den herausragenden Referentinnen und Referenten des diesjährigen Workshops. Prof. Charlie Kellner ist eine Autorität und führender Pionier auf dem Gebiet der Elektrokonvulsionstherapie mit zahlreichen wegweisenden Studien und Publikationen.
Über 60 Teilnehmende zeigten ihr Interesse an der Elektrokonvulsionstherapie und deren Potenzial zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung beim 33. EKT-Workshop in Wasserburg am Inn. Die rege Teilnahme spiegelt das wachsende Interesse an der EKT wider und unterstreicht die zentrale Rolle, die sie in der modernen Psychiatrie einnimmt sowie das Engagement, innovative Behandlungsmethoden zu erforschen und zu fördern.